Gestern las ich einen klugen Text. Die Autorin klagte, dass für viele Unternehmen New Work gar nicht New Work sei, sondern im Grunde New Office. Man setze sich gar nicht mit dem visionären Gedanken des New Work auseinander, sondern veranstalte eine scheininnovative Show, eine Pappkulisse, die beim ersten Windstoß in sich zusammenfalle.
Ich kann der Autorin nur zurufen: Danke für diesen Artikel! Ich habe das beim Thema Burnout vor einigen Jahren genauso erlebt: Auf einmal glaubt jeder, er verstehe das Thema und könne mitreden. Dem ist leider nicht so. Burnout ist vielschichtig und New Work eben auch. Doch es wird reduziert auf das Biotop des Büros, eben auf “New Office”. Dazu muss man sagen: Dann lieber gleich bleiben lassen.
Ich verstehe diesen Trend. Es ist so leicht, so verführerisch, die anstrengende Vision des New Work in kleine, konsumierbare Häppchen zu packen, zu schlucken, kurz zu verdauen und zu sagen: Hey, war doch gar nicht so schlimm. Hustensaft ist viel schlimmer. Doch wo der Geist fehlt, kann die Organisation nicht folgen. Wo altes Management-Denken aus Kontrolle, Angst und Win-Lose-Szenarien herrscht, kann sich eine lebendige, kreative New Work-Philosophie nicht entfalten. Da hilft auch das verkrüppelte New Office nichts.
Zuerst der Geist, dann die Organisation. Zuerst die Kultur, dann das Büro. Liebe Führungskräfte: Bevor Sie irgendetwas approven, nehmen Sie sich als Führungskreis Zeit. Denken Sie darüber nach, wieviel Kontrolle Sie durch Vertrauen ersetzen wollen. Wieviel Macht Sie abgeben wollen. Wieviel Erneuerung Sie zulassen wollen, ohne sagen zu müssen: “Das ist nicht mehr mein Unternehmen.” Dann haben Sie einen Zugang zu New Work. Nicht mit wechselnden Schreibtischen oder ähnlichem Unsinn macht man New Work, sondern mit einer Selbstverpflichtung, einem Einlassen als Führungskraft. Das bringt den Geist, die Kultur. Wer das nicht kann oder mag, soll es bleiben lassen oder New Office machen. Aber es bitte dann auch so nennen und verkaufen.
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